Dr.
Johann Otto Haas

Hauptschullehrer. Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Hingerichtet.

* 1906    † 1944

 

Lebenslauf

Johann Otto Haas wurde am 6.1.1906 in Ungarisch-Altenburg geboren. Er war Hauptschullehrer.

Organisator einer Widerstandsgruppe der revolutionären Sozialisten, Wetterdienstinspektor

Johann Otto Haas war Organisator einer Widerstandsgruppe der revolutionären Sozialisten Österreich. Er knüpfte Kontakte zu revolutionären Sozialisten nach Tirol und ebenso zu Sozialisten in Bayern. Johann Otto Haas war in Pressburg als Wetterdienstinspektor der Luftwaffenkommission beschäftigt.

Widerstand, Verhaftung, Todesurteil

Am 20. 6. 1942 wurde Dr. Johann Otto Haas verhaftet, und am 15. 12. 1943 gemeinsam mit Eduard Göth (hingerichtet) zum Tode verurteilt. Am 30.8.1944 erfolgte seine Hinrichtung im Landesgericht I in Wien.

Aus der Anklageschrift vom 6. 9. 1943

„Im September 1940 kam der Münchner Stützpunktleiter [Hermann] Frieb nach Wien zu einer Funktionärszusammenkunft, an der auch der inzwischen verstorbene Mechaniker Rudolf Polak und der Angeschuldigte Göth teilnahmen. Haas vertrat bei diesem und den folgenden Zusammentreffen immer wieder die Ansicht, dass Deutschland den Krieg unzweifelhaft verlieren werde und dass der Aufbau einer Organisation notwendig sei, die in dem nach dem Zusammenbruch zu erwartenden Chaos die Macht übernehmen könne. Ferner wurde im September 1940 ausführlich die Bedeutung eines guten Nachrichtenapparates der illegalen Organisation erörtert. Die Nachrichtenorganisation sollte den Zweck haben, sich unabhängig von dem amtlichen deutschen Nachrichtendienst mit Nachrichten zu versorgen und dadurch das Mono­pol des amtlichen Nachrichtendienstes zu brechen. Dies erschien dem Angeschuldigten Haas umso notwendiger, als nach seiner Ansicht das Nachrichtenmonopol des ’Faschismus‘ dessen Hauptwaffe zur Nieder­haltung jeder oppositionellen Bewegung war.“

Benennung einer Wohnhausanlage nach Dr. Johann Otto Haas

Die 1924 errichtete Wohnhausanlage in Wien 20, Pasettistraße 47–61 (ident mit: Winarskystraße 18), an deren Planung unter anderem auch M. Schütte-Lihotzky mitwirkte, ist nach ihm benannt.

Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien

Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich sein Name auf einer der Gedenktafeln.

Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof

Exhumierung 1946. Dr. Johann Otto Haas wurde in Gramatneusiedl beigesetzt.

Auf der Gruppe 40 befindet sich ein Gedenkstein für Dr. Johann Otto Haas.

In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.

Quellen und Bildnachweise

  • Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
  • Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
  • Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
  • Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung

Hauptwerke zur Gruppe 40

Weiterführende Informationen

  • DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
  • Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
  • Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
  • DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
  • Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
  • Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
  • Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
  • Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964

Web-Hinweise


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